1881

Illegal und doch erfolgreich

Die südwestdeutsche Sozialdemokratie und das „Sozialistengesetz“

Wenn die regionale Parteipresse sich mittelfristig – wenn auch unter erschwerten Bedingungen – wieder etablieren kann, so ist dies vor allem den spezifischen politischen Rahmenbedingungen des deutschen Südwestens zu verdanken. In Baden kann mit dem zunächst in Offenburg, später dann in Karlsruhe herausgegebenen „Volksfreund“ schon 1881 wieder ein inoffizielles regionales Parteiorgan erscheinen.  

Als im Jahr zuvor der Schriftsetzer Johann Heinrich Wilhelm Dietz wegen seines Engagements für die Sozialdemokratie aus seiner Heimatstadt Hamburg ausgewiesen worden ist, hat es ihn auf der Suche nach einem Ort, an dem er einen parteinahen Verlag gründen kann, nicht von ungefähr nach Stuttgart gezogen. Binnen Jahresfrist kann sich nun auch in Württemberg mit dem von  

Dietz herausgegebenen „Schwäbischen Wochenblatt“ ein Parteiorgan etablieren. Unbehelligt bleibt Dietz freilich auch im vergleichsweise liberalen Württemberg nicht. Dennoch wird es ihm in den folgenden Jahren gelingen, seinen Verlag zum mit Abstand wichtigsten der deutschen Sozialdemokratie zu machen. 

Mit der illustrierten Zeitschrift „Die Neue Welt“ landet Dietz gleich zu Beginn seiner verlegerischen Tätigkeit einen weithin beachteten Coup, und die von Karl Kautsky seit 1883 in seinem Verlag herausgegebene Zeitschrift „Die Neue Zeit“ entwickelt sich rasch zum wichtigsten Theorieorgan der Partei. Seinen größten kommerziellen Erfolg aber kann Dietz mit der von dem Historiker Wilhelm Blos betreuten Satirezeitschrift „Der Wahre Jacob“ verbuchen, die die gesellschaftlichen Verhältnisse im Reich seit 1884 zum Vergnügen einer stetig wachsenden Leserschaft mehr oder weniger unverblümt auf die Schippe nimmt. Darüber hinaus verlegt Dietz schon während der Zeit des Parteiverbots auch anspruchsvolle wissenschaftliche sozialistische Literatur – so allen voran 1885 „Das Elend der Philosophie“ von Karl Marx oder die Werke der 1887 begonnenen Reihe „Internationale Bibliothek“.