1945

Wiederaufbau und Neuordnung

Die SPD im zerteilten Deutschen Südwesten der Nachkriegszeit

„Nie wieder!“

Demokratischer Wiederaufbau von unten nach oben

Der 8. Mai 1945 mag von vielen Deutschen als Tag der endgültigen Niederlage empfunden werden – für Tausende Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, die im Inland oder im Ausland ausgeharrt und überlebt haben, bedeutet er die Befreiung von zwölfjähriger Tyrannei. Die alliierten Besatzungsmächte, die jetzt in ganz Deutschland die Souveränität ausüben, lassen eine politische Betätigung allerdings nur recht zögerlich und auch dann zunächst bloß auf örtlicher Ebene zu. 

Gewerkschaftshaus in Stuttgart 1947 

Überall im Land finden sich nun Nazi-Gegner aller politischen Couleurs zu „antifaschistischen Komitees“ zusammen. Gemeinsames Verfolgungsschicksal bildet die Klammer, die die politischen Differenzen vorerst noch überbrückt. Darüber hinaus herrscht einstweilen über alle Parteigrenzen hinweg Einigkeit darüber, dass zu den Lehren, die aus der jüngsten Vergangenheit zu ziehen seien, nicht nur Nachjustierungen am politischen System der Weimarer Republik, sondern auch einschneidende Veränderungen des Wirtschaftssystems wie die Überführung von Schlüsselindustrien in Gemeineigentum, eine staatliche Wirtschaftsplanung und eine qualifizierte Mitbestimmung gehören müssen. 

In Südbaden und Südwürttemberg übt jetzt die französische, in Nordbaden und Nordwürttemberg die US-amerikanische Siegermacht die staatliche Souveränität aus – seit dem Sommer 1945 dann auch in den bisherigen Landeshauptstädten Stuttgart und Karlsruhe, die zunächst von französischen Truppen besetzt worden sind. Ohne Rücksichtnahme auf überkommene Gebietsgrenzen fassen die US-amerikanischen Besatzungsbehörden die badischen und württembergischen Gebiete in ihrem Einflussbereich im September 1945 zu einem Land Württemberg-Baden mit Stuttgart als Hauptstadt zusammen. Wenige Wochen später vollzieht sich in den französisch besetzten Gebieten der beiden früheren südwestdeutschen Länder die Gründung eines Landes Baden sowie eines Landes Württemberg-Hohenzollern, das den Süden Württembergs und ehemals preußische Gebiete umfasst. Als Hauptstädte werden Freiburg und Tübingen auserkoren.