1930

„Hitler bedeutet Krieg!“

Einsamer Zweifrontenkampf gegen rechts und links

Der Karlsruher Regierungszwist hat freilich nur einen ersten Vorgeschmack auf das Kommende geboten: Nachdem Reichkanzler Müller die Rheinlandräumung und eine drastische Reduzierung der deutschen Reparationszahlungen in trockene Tücher gebracht hat, bringen die „bürgerlichen“ Koalitionspartner die Große Koalition im März 1930 mutwillig zu Fall. Der Streit um die Höhe der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung ist nur der willkommene Anlass, aber nicht die Ursache für den Sturz der – wie sich erweisen soll – letzten demokratisch legitimierten Reichsregierung. 

Seit dem Frühjahr 1930 treibt der Zentrumsmann Heinrich Brüning das Reich auf der Basis von Notverordnungen mit einer desaströsen Deflationspolitik vollends in die Krise. Sein württembergischer Parteifreund Eugen Bolz hält derweil trotz rechnerischer Mehrheit für eine Koalition mit SPD und DDP hartnäckig am Bündnis mit Bauernbund und Hugenberg-Truppe fest. Damit nicht genug, entschließen sich Anfang 1930 auch DDP und DVP zum Eintritt in die „Bürgerblock“-Regierung. Die Kehrtwende der Liberalen treibt die SPD weiter in die Isolation. 

Die Reichstagswahl vom September 1930 offenbart, wie es mittlerweile um die Republik bestellt ist: Die NSDAP kann über 18 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen, die „bürgerlichen“ Parteien und die SPD verlieren weiter an Boden. In Württemberg hält das reichhaltige Angebot etablierter rechtsgerichteter Regionalparteien viele noch davon ab, die Nazis zu wählen: Mit weniger als neuneinhalb Prozent bleiben sie dort deutlich hinter ihrem Reichsergebnis zurück. Im einstigen „Musterländle“ Baden hingegen übertrifft die NSDAP mit mehr als 19 Prozent ihren Reichsdurchschnitt. 

SPD-Plakat zur Reichstagswahl im September 1930 

Angesichts der erdrutschartigen Gewinne der NSDAP bei der Reichstagswahl steht die badische Kommunalwahl im November 1930 für die SPD ganz im Zeichen des antinazistischen Abwehrkampfs. „Diese wildgewordenen Spießer sollen sich verrechnen!“, so die von Adam Remmele im Vorfeld ausgegebene Parole. Indes verliert die SPD in Baden weiter an Boden.