Die brachiale Gewalt, mit der im Frühjahr 1946 in der sowjetisch besetzten Zone die Verschmelzung von KPD und SPD zu einer „Sozialistischen Einheitspartei“ gegen das Widerstreben Tausender von Sozialdemokraten durchgesetzt wird, macht den wahren Charakter des Sowjetkommunismus offenbar. Die südbadischen Sozialdemokraten beginnen jetzt auf Distanz zu gehen – äußerlich erkennbar an der Umbenennung der SP in „SPD Baden“ im November 1946.
In den beiden anderen südwestdeutschen Gebietseinheiten haben die Sozialdemokraten von Anfang an größeren Abstand zur KPD gewahrt. Dies eint sie mit der im Frühherbst 1945 gegründeten westzonalen Gesamtpartei, vor allem mit dem neuen Parteivorsitzenden Kurt Schumacher. Vor allem in Württemberg-Hohenzollern, das ähnlich wie Südbaden wenig Industrie, aber viel agrarische Fläche aufweist, ist die SPD in hohem Maße darauf bedacht, sich für breitere Bevölkerungsschichten zu öffnen – allen voran der Landesvorsitzende Carlo Schmid, ein gerade erst neu zur SPD gestoßener Verfassungsjurist.
In Württemberg-Baden, wo sich das Gros der südwestdeutschen Industriezentren findet, ist die SPD noch stärker als in der südbadischen Diaspora gewerkschaftlich geprägt. Mit den altgedienten Politprofis Fritz Ulrich und Gustav Zimmermann üben dort zunächst je ein Württemberger und ein Badener gemeinsam den Landesvorsitz aus. Erst 1947 löst Erwin Schoettle, der auf Drängen Kurt Schumachers aus dem Londoner Exil zurückgekehrt ist, die beiden Älteren an der Parteispitze ab.