Bei der ersten Urwahl in der Geschichte der Südwest-SPD im Juli 2000 eilen beachtliche 55 Prozent der Parteimitglieder an die Urnen, um ihren Spitzenkandidaten oder ihre Spitzenkandidatin für die im März des Folgejahres anstehende Landtagswahl zu bestimmen. Nach anfänglichem Zögern hat sich die Landesvorsitzende für eine Bewerbung entschieden. „Gegen mich sieht Teufel alt aus!“, so ihr Motto, das durchaus auch als kleine Spitze gegen ihren deutlich älteren innerparteilichen Mitbewerber Siegmar Mosdorf verstanden werden darf.
Mit 67 Prozent der Stimmen erhält sie ein klares Vertrauensvotum.
Als Wahlziel gibt die frisch gekürte Spitzenkandidatin einen Stimmenanteil von über 30 Prozent aus. Eine Koalitionsaussage zugunsten der Grünen allerdings lehnt sie ab: Da ein Regierungsbündnis allein mit der Umweltpartei unrealistisch erscheint, soll die Tür zu einer „Ampelkoalition“ Rot-Gelb-Grün offen bleiben – in Vogts Worten: „Wir wollen einen kleinen Koalitionspartner, aber wir nehmen auch zwei.“
Mit der Forderung nach der Einführung einer Ökosteuer und nach dem Einstieg in eine neue Energiewirtschaft zeigt die Südwest-SPD in diesem Landtagswahlkampf deutlicher als in den Jahren zuvor wieder umweltpolitisches Profil. Ihr Schwerpunktthema in diesem Wahlkampf jedoch ist die Schul- und Bildungspolitik: In einer Zeit, in der die Bildungschancen wieder mehr und mehr vom Status der Eltern abhängen, gilt es das Ruder zugunsten von Chancengerechtigkeit und einer Teilhabe aller herumzureißen – etwa mittels Ganztagsschulen und Ausbildungsplatzgarantien.
Mit ihrem Engagement und ihrer sympathischen Ausstrahlung vermag Ute Vogt nicht nur in der eigenen Partei, sondern auch bei vielen baden-württembergischen Wählerinnen und Wählern zu punkten: Die Südwest-SPD verbessert ihren Stimmenanteil bei dieser Wahl um mehr als acht Prozent auf über 33 Prozent und erobert 45 von 128 Sitzen – ihr bestes Ergebnis seit nahezu drei Jahrzehnten. Für Bundeskanzler Gerhard Schröder zählt Vogt spätestens damit nun zu den „Führungsreserven erster Klasse in der SPD“. Für einen politischen Wechsel reicht das Ergebnis indes nicht: Auch die CDU hat zugelegt und kann nun erneut mit der FDP eine Regierung bilden.
Die sozialdemokratische Spitzenkandidatin selbst hat den Einzug in den Landtag nicht geschafft. Nachdem sie jedoch auf dem Kehler Landesparteitag im September 2001 mit überwältigender Mehrheit als Landesvorsitzende bestätigt worden ist, kündigt sie an, bei der nächsten Landtagswahl erneut als Spitzenkandidatin antreten zu wollen. Angesichts der Ausgangslage im Land sowie der Erfolge der rot-grünen Bundesregierung kann sich die Südwest-SPD in der Tat Chancen ausrechnen, 2006 die jahrzehntelange CDU-Vorherrschaft endlich zu brechen.