1931

„Hitler bedeutet Krieg!“

Einsamer Zweifrontenkampf gegen rechts und links

SPD-Plakat wohl von 1930 

Als im März 1931 Hermann Müller überraschend einem Gallenleiden erliegt, gilt dies vielen SPD-Mitgliedern als böses Omen. Mit ihrem Vorsitzenden – so ahnen sie – wird auch die Republik zu Grabe getragen. Auf badischer Landesebene wird die politische Zäsur durch ein weniger dramatisches Ereignis markiert: Im Juni kehrt Müllers Freund Remmele der Landespolitik resigniert den Rücken. Er macht damit den Weg für ein Konkordat frei, wie es die Zentrumspartei immer drängender und drängender gefordert hat. Zwar geht das Innenressort nun nach anderthalb Jahren wieder an die SPD, und der neue Minister Emil Maier verbietet quasi postwendend die NS-Presse. Den Weg in die Diktatur aufhalten kann freilich auch er nicht mehr. 

Auf Reichsebene gerät derweil die Tolerierung des Kabinetts Brüning mitsamt seiner ruinösen Sparpolitik für die SPD zunehmend zur Zerreißprobe: Die Strategie, das geringere Übel hinzunehmen, um noch Schlimmeres zu verhindern und damit zugleich der preußischen Koalitionsregierung des Sozialdemokraten Otto Braun den Rücken frei zu halten, trifft in der Mitgliedschaft zunehmend auf Unverständnis und Gegenwehr. Vor allem viele junge Parteiaktivisten fühlen sich mehr und mehr von der Mutterpartei entfremdet. 

Die Gründung der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands durch linke Sozialdemokraten, rechte Kommunisten und unorthodoxe Marxisten Anfang Oktober 1931 muss damit durchaus als eine Folge des sozialdemokratischen Tolerierungskurses begriffen werden. Auch in Baden und Württemberg wechseln nun zahlreiche junge aktive Genossen von der „alten Tante“ SPD zur SAP. Dennoch kann die neue Partei im deutschen Südwesten in der Folgezeit keine nennenswerten Bastionen errichten. 

In einer vielfach bereits bürgerkriegsähnlichen Situation markiert im Herbst 1931 der Zusammenschluss von DNVP, NSDAP, Stahlhelm und anderen Gruppierungen der selbsternannten nationalen Opposition zur „Harzburger Front“ eine weitere Eskalationsstufe auf dem Weg in die Diktatur. SPD, Freie Gewerkschaften, Arbeitersportbewegung und Reichsbanner finden sich daraufhin zur „Eisernen Front“ zusammen.