1946

„Nie wieder!“

Demokratischer Wiederaufbau von unten nach oben

Da das Gros der Verwaltungseliten sich willig durch die Nazis hat vereinnahmen lassen, sind die Besatzungsmächte jetzt in hohem Maße auf die Mitwirkung politisch unbelasteter Frauen und Männer angewiesen. Wie andernorts sind daher auch im deutschen Südwesten Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten an vordersten Stellen am politischen Wiederaufbau beteiligt. Allerdings vollzieht sich dieser Wiederaufbau von Zone zu Zone recht unterschiedlich: Während die US-amerikanische Besatzungsmacht auf eine rasche Etablierung zentraler Strukturen setzt und deshalb schon im November 1945 die Neugründung von Parteien auf württembergisch-badischer Landesebene erlaubt, misst die französische Besatzungsmacht den lokalen Antifa-Komitees ein höheres Gewicht bei. Aber auch in Südbaden und Württemberg-Hohenzollern können sich Anfang 1946 wieder Landesparteien gründen.  

In der ersten Euphorie des vermeintlichen „antifaschistischen Grundkonsenses“ hat sich im Herbst 1945 in der südbadischen Industriestadt Singen aus den Reihen von Sozialdemokraten und Kommunisten eine lokale „Vereinigte Arbeiterpartei“ formiert. Auch die Gründung der „Sozialistischen Partei Badens“ unter dem Vorsitz des langjährigen Landtagsabgeordneten Philipp Martzloff im Februar 1946 ist vom Willen geprägt, den Kommunisten die Hand zum Bunde zu reichen. Noch im selben Jahr soll der Annäherungskurs indes wieder ein Ende finden: