1932

„Hitler bedeutet Krieg!“

Einsamer Zweifrontenkampf gegen rechts und links

Während es auf den Straßen immer häufiger zu blutigen Zusammenstößen von Aktivisten der Eisernen Front mit SA und SS kommt, treten SPD-Politiker den Nazis in den Parlamenten mit klaren Worten entgegen. Berühmtheit soll später die fulminante Reichstagsrede erlangen, in der Kurt Schumacher Ende Februar 1932 den Nazis attestiert, dass ihnen zum ersten Mal in der Politik „die restlose Mobilisierung der menschlichen Dummheit gelungen“ sei. Just im selben Monat lässt die Regierung Bolz eine Ausgabe der „Schwäbischen Tagwacht“ beschlagnahmen. Den Anlass hat ein Beitrag geliefert, der nationalsozialistische Putschpläne gegeißelt hat. 

Die Neuwahl des Reichspräsidenten im Frühjahr 1932 gerät für die SPD abermals zur Gratwanderung: Um Hitler zu verhindern, muss sie Hindenburg unterstützen. In Württemberg führt dies angesichts der kurze Zeit später anstehenden Landtagswahl zu der paradoxen Situation, dass man gleichzeitig für und gegen die politischen Gegner Stellung beziehen muss. 

SPD-Plakat zur Reichstagswahl im Juli 1932 

Nach Brünings Sturz Ende Mai demontiert der neue Reichskanzler Franz von Papen die SPD zielgerichtet. Der brutale Staatsstreich gegen die preußische Regierung im Juli trifft die Partei vollends ins Mark. Anders als nach dem Kapp-Lüttwitz-Putsch bleibt diesmal der Generalstreik aus: Durch Massenarbeitslosigkeit und Kurzarbeit organisatorisch stark geschwächt und von links wie rechts attackiert, finden die Freien Gewerkschaften weder die Kraft noch den Mut zur Gegenwehr. 

Noch aber hegt man die Hoffnung, dass die Wählerinnen und Wähler dem konservativen Kanzler bei der anderthalb Wochen später stattfindenden Reichstagswahl eine gebührende Antwort erteilen werden – eine fatale Fehleinschätzung, wie sich erweisen soll. Die erdrutschartigen Gewinne, die die NSDAP bei dieser Wahl verbuchen kann, lassen den Erfolg eines Massenstreiks allerdings im Nachhinein als doppelt zweifelhaft erscheinen. Der Handlungsspielraum für die Verteidigung der Republik ist ausgeschöpft. 

So kommt es nicht von ungefähr, dass schon jetzt – im Sommer 1932 – der erste aufrechte Demokrat ins Exil getrieben wird: Im August relegiert die Universität Heidelberg den Statistik-Professor Emil Julius Gumbel, der seit Langem öffentlich über rechte Fememorde und politisch motivierte Rechtsprechung Buch führt. Vorangegangen ist ein jahrelanges Kesseltreiben gegen den unbeirrbaren sozialdemokratischen Menschenrechtsaktivisten. 

Der Fall Gumbel zeigt, wie stark auch in Baden mittlerweile die Entfremdung zwischen der SPD und ihren Koalitionspartnern ist. Folgerichtig beschließen die badischen Sozialdemokraten Ende November, sich ganz aus der Landesregierung zurückzuziehen. Während Zentrumspolitiker und Liberale im Reich wie in den Ländern unterdessen offen über eine mögliche Koalition mit den Nazis schwadronieren, steht die deutsche Sozialdemokratie allein auf weiter Flur. 

Im September 1932 in der Satirezeitschrift „Kladderadatsch“ veröffentlichte Karikatur