1929

„Hitler bedeutet Krieg!“

Einsamer Zweifrontenkampf gegen rechts und links

SPD-Plakat zur badischen Landtagswahl im Oktober 1929 

Im Abwehrkampf der deutschen Sozialdemokraten gegen die zunehmende Bedrohung von rechts und den Aufstieg der NSDAP täten starke und verlässliche Bündnispartner dringend Not. Während indes die „bürgerlichen“ Parteien auf Reichsebene einen rapiden Bedeutungsverlust erleiden und im selben Zug eine immer ambivalentere Haltung einnehmen, ist unterdessen auch ein Schulterschluss mit den Kommunisten vollends in den Bereich des Unmöglichen gerückt: 

Der Berliner „Blutmai“ des Jahres 1929 hat die Gräben vertieft. Seither ist der Rote Frontkämpferbund verboten, öffentliche Demonstrationen sind jetzt genehmigungspflichtig – und der sozialdemokratische badische Innenminister ist mehr denn je Zielscheibe kommunistischer Attacken. Die KPD nämlich hängt unterdessen wie alle Mitgliedsparteien der Kommunistischen Internationale der „Sozialfaschismusthese“ an, die die Sozialdemokratie zum Zwillingsbruder des Faschismus und zum eigentlichen Hauptfeind stilisiert. 

Bei der Abstimmung über das Volksbegehren zum Young-Plan im Herbst 1929 können DNVP und NSDAP in Württemberg und Baden weniger Menschen mobilisieren als anderswo. Dennoch gewinnt die NSDAP durch die von ihr gezielt initiierte Propagandaschlacht auch im deutschen Südwesten an Boden und muss jetzt als politischer Gegner ernst genommen werden. Die SPD findet sich damit in einem Zweifrontenkampf gegen rechts und links wieder. Mitstreiter aus der viel beschworenen „bürgerlichen Mitte“ aber sind nicht in Sicht – im Gegenteil: 

In Baden, wo sich die Zentrumspartei bisher staatstragender verhalten hat als in Württemberg, steht nach der Landtagswahl vom Oktober 1929 erstmals die schwarz-rote Koalition auf der Kippe: Nachdem sich das Kräfteverhältnis im Karlsruher Ständehaus durch die Wahl weiter zugunsten der Zentrumsfraktion verschoben hat, setzt die Katholikenpartei die Schulfrage – konfessionell oder laizistisch? – auf die Agenda. Das Regierungsbündnis kann gerettet werden, indem Adam Remmele nach über zehn Jahren weithin anerkannten Wirkens das Innenressort abgibt und stattdessen nun das Justiz- und das Kultusressort übernimmt.