1919

Zwischen Räte-Aktionismus und Reaktion

Im Ringen um den Aufbau der Demokratie

Mehr und mehr lässt sich die USPD von der KPD in Aktionen einbinden, die die Errichtung einer Rätediktatur zum Ziel haben. So initiieren beide Parteien zusammen im Frühjahr 1919 in Württemberg einen Generalstreik, den die SPD-geführte Landesregierung nach acht Tagen gewaltsam beenden muss. Auch in Baden geht die USPD mit der „rechtssozialistischen“ Konkurrenz derweil wüster ins Gericht als mit den konservativen Parteien – allen voran mit Innenminister Remmele. Dank des Zustroms zahlreicher entwurzelter Menschen wächst die USPD im Reichsmaßstab zur Massenpartei heran und driftet zugleich immer weiter nach links ab. Ende 1920 schließlich vereint sie sich mit der KPD – und macht sie erst damit zur Massenpartei. 

In der Umbruchzeit der Jahre 1918/19 haben SPD und Freie Gewerkschaften den Achtstundentag und manche andere sozialpolitische Errungenschaften durchsetzen können. Angesichts der politischen Polarisierung und der veränderten politischen Kräfteverhältnisse in der vermeintlichen politischen Mitte stehen indes viele dieser Erfolge schon bald wieder zur Disposition. 

Die Aufgaben, die in der Zeit des Kaiserreichs von sozialdemokratischen Selbsthilfeeinrichtungen wie den Kinderschutzkommissionen erfüllt wurden, sind angesichts dieser Situation auch jetzt keineswegs obsolet geworden. Großenteils gehen sie nun auf die neu gegründete Arbeiterwohlfahrt und auf die Kinderfreunde-Bewegung über. Mit der Sozialistischen Arbeiterjugend kann nun auch wieder eine parteinahe Jugendbewegung gegründet werden.