1869

„Alle Räder stehen still …“

Die ersten Anfänge der Lassalleaner im deutschen Südwesten

Traditionsfahne der deutschen Sozialdemokratie 

Am 23. Mai 1863 hat der Schriftsteller Ferdinand Lassalle zusammen mit einigen Arbeitern in Leipzig die weltweit erste sozialdemokratische Partei gegründet: den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein. An der Wiege des ADAV hat auch ein Württemberger gestanden: Der Dichter Georg Herwegh, ein aus Stuttgart stammender „Alt-Achtundvierziger“, hat das Bundeslied der neuen Partei geschrieben. Weltweite Berühmtheit werden vor allem die folgenden Zeilen erlangen: „Mann der Arbeit, aufgewacht! / Und erkenne deine Macht! / Alle Räder stehen still, /wenn dein starker Arm es will.“ 

Im deutschen Südwesten, der immer noch stark agrarisch geprägt ist, hat die junge Arbeiterpartei erst nach einigen Jahren Wurzeln zu schlagen vermocht: Erst 1868 hat sich aus gewerkschaftlichen Kreisen heraus im nordbadischen Mannheim, das sich unterdessen auf dem Sprung zur Hochindustrialisierung befindet, eine erste badische ADAV-Sektion gegründet. Wenige Monate später hat der junge ADAV-Agitator Philipp August Rüdt sogar bereits ein erstes Parteiorgan für die teils zu Baden, teils zu Bayern gehörenden Gebiete der ehemaligen Kurpfalz zu etablieren versucht. 

Während dem Blatt nur ein kurzes Leben beschieden gewesen ist, schreitet die Gründung südwestdeutscher ADAV-Sektionen in der Folgezeit munter voran. Noch 1869 gründet Hermann Leickhardt in Stuttgart die erste und vorerst einzige württembergische Mitgliedschaft der „Lassalleaner“, wie die ADAV-Mitglieder nach ihrem Parteigründer im Volksmund genannt werden. Die Landeshauptstadt wird auch später zu den Hochburgen des ADAV im deutschen Südwesten gehören.