Bei der Reichstagswahl zu Jahresbeginn 1874 kann der Lassalleaner Emil Fleischmann im Wahlbezirk Stuttgart immerhin bereits 13,5 Prozent der Stimmen für sich verbuchen – ein erster Erfolg für die Sozialdemokratie. Nachdem der ADAV just im selben Jahr, statt den Südwesten weiterhin nur mit Wanderagitatoren zu beglücken, den Düsseldorfer Schreinergesellen August Dreesbach als sogenannten „stabilen Agitator“ nach Mannheim entsendet, beginnt sich auch in Baden das Blatt für die junge Arbeiterbewegung allmählich zu wenden. Dreesbachs Auftrag: von der badischen Industriemetropole aus die noch dümpelnde Arbeiterbewegung in Südwestdeutschland aufbauen.
In der Tat markiert Dreesbachs Einzug in die Quadratestadt den Beginn der Etablierung der Sozialdemokratie in Baden und der Pfalz. Dem gewandten Redner spielen dabei vor allem zwei Faktoren in die Hände: Zum einen hat unterdessen in vielen Regionen des deutschen Südwestens die Industrialisierung mit Macht eingesetzt und bringt nun auch hier jene massiven sozialen Verwerfungen hervor, die im Ruhrgebiet oder in Sachsen längst zur traurigen Realität gehören. Zum anderen weisen die Zeichen zwischen den beiden einst so verfeindeten Arbeiterparteien mittlerweile in Richtung Zusammenarbeit – und schließlich in Richtung Zusammenschluss.