1987

Nach den großen Neins die großen Jas

Die Versöhnung von Ökologie und Ökonomie

Die exponierte Rolle, die der Südwest-SPD mit Blick auf den programmatischen Wandel der Gesamtpartei zukommt, spiegelt zugleich ihr Dilemma: In Baden-Württemberg, wo die SPD seit Anfang der 1970er Jahre ein Abonnement auf die Oppositionsrolle zu haben scheint und stets nur wenige Direktmandate erobert, eröffnen sich Aufstiegschancen weniger durch fleißige Arbeit vor Ort denn durch öffentliche Profilierung und einen möglichst zügigen Abmarsch aufs Bonner Parkett. Wo aber „Bodenhaftung“ nicht honoriert wird, droht sie verloren zu gehen – zum Nutzen der CDU-Konkurrenz, deren direkt gewählte Abgeordnete sich in erster Linie als Interessenwahrer ihrer Wahlkreise darstellen, ohne unbedingt im fernen Bundestag reüssieren zu müssen. Diskutiert wird dieses Problem in der SPD immer wieder, zu einer überzeugenden Lösung gelangt man trotz aller Anstrengungen kaum. 

Einer, der deshalb der Südwest-SPD dezidiert das Profil einer „Baden-Württemberg-Partei“ geben will, ist der  

38-jährige Landtagsabgeordnete Ulrich Maurer. Seine Wahl zum Landesvorsitzenden läutet 1987 den Generationenwechsel zu den politischen „Enkeln“ Willy Brandts ein. Zum Spitzenkandidaten für die im Folgejahr anstehende Landtagswahl kürt die Partei den um fünf Jahre älteren Heilbronner Bundestagsabgeordneten Dieter Spöri, der schon bei der Bundestagswahl zu Jahresbeginn 1987 die Landesliste anführt.