1945

Der Blutzoll des Terrors

Verfolgung und Vernichtung

Gewaltexzesse wie die Ermordung Ludwig Marums im Frühjahr 1934 sind in den frühen KZs nicht an der Tagesordnung gewesen. Längst aber hat sich die „Behandlung“, die die Nazis und deren willige Helfer ihren Gegnern angedeihen lassen, verschärft. Hat man sich anfangs zumeist noch mit der Demütigung, Ausbeutung und politischen Neutralisierung der Gegner begnügt, so bedeutet mittlerweile die Verschleppung in Großlager wie Dachau oder Buchenwald größtes Leid und vielfachen Tod. 

Darüber hinaus hat sich unterdessen der NS-Gauleiter für Baden, Pfalz und das Saargebiet als wahrer Musterschüler Hitlers erwiesen und schon im Oktober 1940 seinen Gau „judenfrei“ gemacht. Unter den Tausenden, die der hastig angeordneten Deportation ins Lager Gurs im unbesetzten Südfrankreich anheimgefallen sind, findet sich etwa der ehemalige Karlsruher SPD-Landtagsabgeordnete Leo Kullmann. Der Weitertransport in die Vernichtungslager des Ostens wird Kullmann auf tragische Weise erspart: Wie zahlreiche andere Leidensgenossinnen und Leidensgenossen überlebt er bereits den ersten Winter im berüchtigten Pyrenäen-Lager nicht. 

Der Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion im Juni 1941 bringt im Reich neue Widerstandsaktivitäten in Gang. Vielfach raffen sich nun Kommunisten und Sozialdemokraten zu gemeinsamen Aktionen auf. So formiert sich etwa in Mannheim und Heidelberg unter der Führung des ehemaligen KPD-Politikers Georg Lechleiter eine Gruppe, die mit selbst hergestellten Flugblättern zum Kampf gegen das Regime aufruft. Nach ihrer Enttarnung am Jahresbeginn 1942 bezahlen 22 Mitglieder dieser Gruppe ihren Mut mit dem Leben. 

Zu den Opfern des sich steigernden Terrors soll auch der frühere Freiburger SPD-Reichstagsabgeordnete Stefan Meier gehören: Nachdem er seit 1941 eine dreijährige Haftstrafe verbüßt hat, wird er im Sommer 1944 ins KZ Mauthausen verschleppt, wo er schon nach wenigen Wochen unter ungeklärten Umständen zu Tode kommt. Kurz zuvor sind im Zuge der „Aktion Gitter“ Tausende weiterer Sozialdemokraten in Lager verbracht worden – die Württemberger und Badener großenteils nach Dachau. Die meisten von ihnen werden nach einigen Wochen wieder entlassen. Hunderte aber finden so wie der einstige Edinger Landtagsabgeordnete Julius Helmstädter noch in den letzten Kriegsmonaten in KZ-Haft oder Gestapo-Kerkern den Tod. Wieder andere werden die Befreiung vom Nationalsozialismus zwar noch erleben, aber später doch den erlittenen Torturen erliegen – so etwa 1946 Helmstädters Konstanzer Parlamentskollege Karl Großhans oder 1952 Kurt Schumacher. 

Auch südwestdeutsche Sozialdemokraten, die am Widerstand des 20. Juli 1944 beteiligt gewesen sind, müssen noch kurz vor Kriegsende ihr Leben lassen: Im November 1944 wird der ehemalige Stuttgarter Land- und Reichstagsabgeordnete Jakob Weimer von Gestapo-Schergen so schwer misshandelt, dass er den Folgen erliegt. Im Januar 1945 schließlich stirbt der gebürtige Elsässer Julius Leber, vom berüchtigten „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt, im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee am Galgen. „Wir haben getan, was in unserer Macht gestanden hat“, so sein Vermächtnis.