1952

Zwischen Programmpartei und Bürgerbewegung

Die SPD im Südweststaat

Zerfall des Nachkriegskonsens

Die Südwest-SPD in den Koalitionskabinetten der fünfziger Jahre

Konsequenter und einmütiger als andere Parteien hat die SPD die Gründung des Südweststaats verfolgt. Umso größer ist der Wille, die Politik des im April 1952 neu gegründeten Landes an vorderster Stelle mitzugestalten. 

Im Anschluss an die Wahl zur Verfassunggebenden Landesversammlung Baden-Württembergs im März 1952 haben sich SPD, FDP/DVP und der Bund der Heimatvertriebenen zu einem Koalitionsbündnis zusammengefunden. Obwohl die Sozialdemokraten die Liberalen in der Wählergunst deutlich übertroffen haben, überlassen sie dem bisherigen württembergisch-badischen Regierungschef Reinhold Meier kampflos das Spitzenamt und begnügen sich abermals mit dem Stellvertreterposten für Hermann Veit. Mit fünf von acht Ministerien – Inneres, Justiz, Kultus, Wirtschaft und Arbeit – glaubt man im neuen Regierungsbündnis hinreichend Einfluss ausüben zu können. Für Kontinuität jedenfalls ist gesorgt: Mit Veit, Fritz Ulrich und Gotthilf Schenkel führen drei der vier letzten württembergisch-badischen SPD-Minister ihre Ressorts im größeren Staatsgebilde weiter, und auch der Südwürttemberger Viktor Renner verfügt über Kabinettserfahrung. Neu im Regierungsgeschäft ist lediglich der südbadische Gewerkschafter Ermin Hohlwegler. 

Auf ihrem Vereinigungsparteitag am 7./8. Juni 1952 schließen sich die SPD-Parteibezirke Württemberg-Baden, Südwürttemberg-Hohenzollern und Baden zum neuen Bezirk „Südwest“ zusammen – einem der ersten SPD-Landesverbände in einem Flächenstaat. Nachdem die Mitgliederzahlen in den Vorjahren infolge der Politikabstinenz der nachwachsenden Generation, aber auch infolge der Währungsreform rückläufig gewesen sind, zählt der Bezirk nun rund 38.000 Mitglieder. Zum Vorsitzenden wird Erwin Schoettle gewählt.