Auch der wirtschaftliche Wiederaufbau gestaltet sich in der französisch besetzten Zone schwieriger als in den anderen beiden Westzonen: Die Versorgungsprobleme sind hier wesentlich größer, die Demontage von Fabrikanlagen wird rigide vorangetrieben. Die Zusammenführung der US-amerikanischen und der britischen Zone zu einem „Vereinigten Wirtschaftsgebiet“ am Jahreswechsel 1946/47 vergrößert die Differenz. Vor allem Carlo Schmid wird nicht müde, immer und immer wieder die von der französischen Besatzungsmacht betriebene Ausbeutungspolitik anzuprangern. Auf seine Initiative hin tritt die württembergisch-hohenzollerische Regierung im Sommer 1948 sogar aus Protest gegen die fortdauernden Demontagen zurück.
An die Stelle der weltanschaulich geprägten Richtungsgewerkschaften ist nach Kriegsende die Einheitsgewerkschaft getreten – auch dies eine der Lehren aus zwölfjähriger Verfolgung und Terrorherrschaft. Auch wenn der neue Bund sozialdemokratisch dominiert ist und bleibt, ist die Bündelung der Kräfte doch dringend nötig. Denn mehr und mehr erweist sich, dass die Lasten in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft höchst unterschiedlich verteilt sind. Für Anfang Februar 1948 ruft der Gewerkschaftsbund Württemberg-Baden deshalb zu einer eintägigen Arbeitsniederlegung auf, an der sich weit über eine Million Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beteiligen – Auftakt für weitere Demonstrationen und Streiks gegen die katastrophale Ernährungslage.
Die Währungsreform vom Juni 1948 leitet in den Westzonen ein Ende der Mangelwirtschaft ein. Ein Lastenausgleich zu Gunsten der Arbeitnehmer aber, wie ihn SPD und Gewerkschaften dringend fordern, findet nicht statt. Ganz im Gegenteil gebiert die Kombination von Preisfreigabe einerseits und Lohnstopp andererseits neue Not. Im Herbst 1948 kommt es daher abermals zu großen Hungerdemonstrationen. Sie gipfeln in einem Generalstreik, bei dem am 12. November insgesamt mehr als neun Millionen Menschen in der gesamten britisch-amerikanischen Bizone für 24 Stunden die Arbeit niederlegen.