1848

„Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle“

Die badische Radikaldemokratie in Vormärz und Revolution

Das Rechts- und Parlamentssystem Badens begünstigt die Freiheitsbestrebungen der Menschen: Die badische Verfassung ist nicht nur älter, sondern auch liberaler als jede andere in deutschen Landen, das Landesparlament verfügt über mehr Kompetenzen als alle anderen. So ist es nicht verwunderlich, dass dem kleinen Land im deutschen Südwesten auch im Umwälzungsprozess der Jahre 1848/49 eine Vorreiterrolle zukommen wird. 

Am 12. Februar 1848 wird aus der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung heraus die Forderung nach der Einberufung einer Nationalversammlung laut. Als keine zwei Wochen später der Pariser Aufstand die Revolution in Frankreich einläutet, wird das in Baden früher als im Rest Deutschlands als ein Signal begriffen: Schon am 27. Februar fordert eine Volksversammlung in der Aula des Mannheimer Gymnasiums die Einrichtung eines gesamtdeutschen Parlaments, die Aufhebung der Pressezensur, die Einführung von Schwurgerichten sowie die Volksbewaffnung. Am 4. März dann erheben sich die ersten badischen Bauern. 

Badische Revolutionäre im Frühjahr oder Sommer 1848 

Am 19. März kommen 20.000 Männer und Frauen abermals in Offenburg zu einer Volksversammlung zusammen, um sich der radikaldemokratischen Bewegung anzuschließen. Ein „Central-Ausschuss“ unter dem Vorsitz Friedrich Heckers wird beauftragt, landesweit Volksvereine aufzubauen, und bildet fortan die organisatorische Klammer der Vereine. 

„Wohlstand, Bildung und Freiheit für das gesamte deutsche Volk“ – mit dieser programmatischen Parole werben die radikalen Demokraten um Stimmen, nachdem der Weg zu einer verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung geebnet ist. Doch einflussreiche Kreise wollen eine Demokratisierung Deutschlands blockieren. Aus Unmut über die schleppenden Verhandlungen im Frankfurter Vorparlament putschen im April 1848 badische Bürger und Arbeiter unter Heckers Führung von Konstanz aus. Ihr Freischarenzug ist jedoch bald niedergeschossen, der populäre Anführer muss ins Ausland fliehen. Ein zweiter republikanischer Aufstandsversuch Struves im September 1848 scheitert ebenso kläglich. Struve, seine Frau Amalie und mehrere ihrer Mitstreiter werden des Hochverrats angeklagt und eingesperrt. 

Schlacht bei Kandern am 20. April 1848