1900

„Wir sind die junge Garde des Proletariats“

Die sozialistische Jugendbewegung im deutschen Südwesten

Während Wilhelm Liebknechts Sohn Karl von Berlin aus eine proletarische Jugendbewegung für die norddeutschen Länder aufbaut, knüpft der aufstrebende badische Politstar Ludwig Frank von Mannheim aus seit 1904 mit großem Erfolg ein Netz süddeutscher proletarischer Jugendverbände. Die Parallelstruktur ist sinnvoll und nötig, denn die Jugendbewegung im Süden des Reichs kann aufgrund liberalerer Vereinsgesetze wesentlich freier agieren als die im Norden. In der Tat vermag sich der „Verein junger Arbeiter“ rasch in ganz Süddeutschland zu etablieren. Wesentliches Ziel seiner Arbeit ist der Schutz der schulentlassenen Jugend gegen überlange Arbeitszeiten und Übergriffe im Betrieb. Darüber hinaus leistet der Verein eine konsequente staatsbürgerliche Aufklärungs- und Bildungsarbeit. In deren Mittelpunkt steht die Erziehung der Jugend zum Antimilitarismus – und damit zugleich der Versuch, einer zunehmend militarisierten Gesellschaft die Gedanken der Völkerverständigung und des Friedenswillens entgegenzusetzen. 

„Die junge Garde“ vom 22. September 1906 

Bei den Berliner Parteibossen stoßen Franks und Liebknechts Aktivitäten anfangs auf große Skepsis. Erst auf dem Mannheimer Parteitag 1906 erkennt die SPD die Jugendorganisationen einstimmig als Parteigliederungen an. Als freilich 1908 Jugendlichen die Mitgliedschaft in politischen Organisationen per Reichsvereinsgesetz untersagt wird, löst Frank den süddeutschen Verband umgehend auf, um die organisierten Jugendlichen nicht unnötig zu gefährden.