1925

„Goldene Zwanziger“?

Die SPD in der Defensive

Im Februar 1925 stirbt Reichspräsident Friedrich Ebert im Alter von gerade einmal 54 Jahren. Ihrem einstigen Vorsitzenden zu Ehren hält die SPD ihren nächsten Parteitag in dessen Geburtsstadt Heidelberg ab. Nachdem die Rest-USPD 1922 zur Mutterpartei zurückgekehrt ist, will man mit dem im September 1925 in Heidelberg beschlossenen neuen Parteiprogramm die Spaltung nun auch programmatisch überwinden. Als erste und vorerst einzige deutsche Partei legt die SPD in diesem Programm ein Bekenntnis zur europäischen Integration ab und stellt die Forderung nach einem föderativen Zusammenschluss der europäischen Staaten nach US-amerikanischem Vorbild auf. Die Zeichen der Zeit weisen mittlerweile jedoch in eine ganz andere Richtung: 

Die Delegierten des SPD-Parteitags 1925 im Innenhof des Heidelberger Schlosses 

Der Tod Eberts hat die Wahl eines neuen Staatsoberhaupts nötig gemacht – und aus der ist im Frühjahr 1925 mit Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg ein erklärter Feind der Republik und der SPD als Sieger hervorgegangen. Die Konsequenzen für die Reichspolitik sind schon bald deutlich spürbar, und schließlich soll sich erweisen, dass das kleine Württemberg mit der Formierung des „Bürgerblocks“ auf traurige Weise stilbildend gewesen ist: Das gemeinsame Ziel Hindenburgs und der „bürgerlichen“ Parteien, die SPD – koste es, was es wolle – von der Regierungsbank fernzuhalten, bringt am Jahresbeginn 1927 auch auf Reichsebene eine „Bürgerblock“-Regierung unter Einschluss der Antisemiten-Partei DNVP hervor.