1844

Um Freiheit und soziale Demokratie

Von der Volksbewegung des Vormärz bis zur Gründung der Arbeiterparteien

„Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle“

Die badische Radikaldemokratie in Vormärz und Revolution

Verarmung und Verelendung der unteren Schichten führen in Deutschland in den frühen 1840er Jahren zur Gründung von Arbeitervereinen. Einer der ersten und größten ist 1844 der Mannheimer „Handwerker- und Gesellenverein“. Auch in Karlsruhe existiert schon bald ein Zusammenschluss von Arbeitern. Im deutschen Südwesten, wo die industrielle Entwicklung deutlich später einsetzen wird als etwa im Ruhrgebiet oder in einigen Regionen Sachsens, meint der Begriff „Arbeiter“ damals freilich meist noch keine Industriearbeiter, sondern Handwerksgesellen, die durch das Zunftsystem dem Wanderzwang unterworfen sind und am Ort ihres Wirkens in der Regel kein Bürgerrecht besitzen. 

Gustav Struve, Friedrich Hecker und Reinhard Schimmelpenning im Frühjahr 1848 

Von Anfang an pflegen die beiden badischen Arbeitervereine engste Verbindungen zu den Mannheimer Rechtsanwälten Gustav Struve und Friedrich Hecker. Seit Beginn der 1840er Jahre haben sich Struve, Hecker und ihr Berufskollege Lorenz Brentano zu Wortführern einer radikalen bürgerlichen Opposition gemausert, die eine Volksherrschaft und konkrete soziale Verbesserungen fordert und sich damit deutlich von den herrscherfreundlichen „gemäßigten“ Liberalen abhebt. Durch Heckers und Brentanos entschiedenes Auftreten in der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung, durch Zeitungen wie das eifrig gelesene „Mannheimer Abendblatt“ sowie durch die Gründung und Unterstützung von Turn- und eben auch Arbeitervereinen mobilisieren die drei Advokaten und ihre Gesinnungsgenossen eine wachsende Schar von Menschen für den republikanischen Gedanken.